Joachim Mohr Mathematik Musik
Kornwestheimer Zeitung 05.05.2007
Zwei Frauen, eine Leidenschaft
Marie-Luise Mündlein und Sabine Baumert feiern gemeinsam ihr Organistinnen-Jubiläum
Zwei Frauen, zwei Jubiläen, eine Leidenschaft: Marie-Luise Mündlein und Sabine Baumert haben sich der Musik verschrieben. Ganz besonders hat es ihnen die Königin der Instrumente angetan: die Orgel.
Von Stefanie Köhler
Während Marie-Luise Mündlein vor 60 Jahren ihren ersten Hauptgottesdienst an der Orgel begleitete und seit 1974 die Thomasgemeinde musikalisch bereichert, folgte Sabine Baumert vor 25 Jahren. Beiden hat es die Orgelmusik angetan. 'Wenn die Töne über einen hinwegbrausen, ist das total schön', schwärmt Marie-Luise Mündlein, die in einer sehr musikalischen Familie im Hohenlohischen aufgewachsen ist. Leidenschaftlich gern orgelt die Tübingerin bis zum heutigen Tag. Besonders aber fasziniert ist die 73-Jährige von all den verschiedenen Klangfarben, die die Königin der Instrumente bietet.
An ihren allerersten Hauptgottesdienst erinnert sich die Organistin noch recht genau: 'Das war am Ostersonntag in Creglingen, vor 60 Jahren.' Zwar hat sie bis zu diesem Zeitpunkt bereits in zahlreichen Nebengottesdiensten gespielt und war mit der Orgel vertraut, trotzdem stellte jener Tag für sie eine Herausforderung dar: 'Die Kirche war rappelvoll, das weiß ich noch genau.' Nach dem Umzug mit ihrer Familie nach Kilchberg bei Tübingen widmete sich die damals 17-Jährige ganz der Musik: Begeistert studierte sie Schulmusik in Stuttgart und absolvierte die Kirchenmusikprüfung in Esslingen. Bereits mit 17 Jahren legte sie die C-Prüfung ab. Und sie nahm nebenbei unterschiedliche Organistendienste wahr wie zum Beispiel auf dem Killesberg oder in der Tübinger Stiftskirche. Mit einem weiteren Umzug nach Kornwestheim im Jahr 1974, wo sie schon sieben Jahre lang am Gymnasium Geografie und Musik unterrichtet hatte, begann ihre Zeit in der evangelischen Kirchengemeinde, hauptsächlich aber in der Thomasgemeinde. Allem, was mit Musik zu tun hatte, widmete sich Marie-Luise Mündlein engagiert. Insbesondere aber den Gottes- und Orgeldiensten und der unterschiedlichsten Zusammenarbeit. 'Ich wollte in der eigenen Gemeinde aktiv sein. Mir war es immer wichtig, das Gymnasium und die Kirche musikalisch zusammenzubringen, Jung und Alt zu verbinden, wie auch die Ökumene', betont die Organistin und Oberstudienrätin. 'Außerdem hat mir sehr viel an Breitenarbeit gelegen. Nicht nur die Besten sollten zum Zug kommen, sondern alle.' Bis heute besteht zwischen Mündlein und den Kirchengemeinden eine, wie sie sagt, 'tolle Kooperation'. Auch wenn sie mittlerweile wieder in Tübingen lebt, ist sie nach wie vor in Kornwestheim aktiv: Schafhof-Singkreis, Kinderbibelwoche oder Nachmittage für Senioren. Und: 'Wenn sie mich für etwas Besonderes brauchen, bin ich da.'
Dies war Marie-Luise Mündlein auch immer wieder für Sabine Baumert, die seit 1982 als Organistin für die Thomasgemeinde tätig ist und zuerst als Praktikantin einmal monatlich gespielt hatte. Rund 20 Jahre lang wechselte sich die 47-Jährige mit Mündlein beim Organistendienst ab. 'Ich habe immer wieder Tipps von ihr bekommen, sie nahm oft am Gottesdienst teil, wenn ich spielte', erinnert sich die Musikschullehrerin, die in Backnang lehrt. 'Und auch auf meine Gehörbildung bereitete sie mich vor.' Aber nicht nur das: 'Ich hatte Frau Mündlein ein Jahr lang in der Schule in Erdkunde', erinnert sich Sabine Baumert mit einem Schmunzeln. Ihre erste Orgelbekanntschaft machte die Kornwestheimerin, die an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg Blockflöte und Klavier studierte, im Ausland. 'Während meines Studiums lebte ich ein Jahr in England und unterrichtete Deutsch. Dort stand in der Aula eine Orgel.' Von diesem Augenblick an war es um Sabine Baumert geschehen.
Mittlerweile hat die Organistin einen Vertrag mit der Thomasgemeinde und orgelt dort 40-mal pro Jahr. Außerdem leitet sie den Thomas-Projektchor, was zuvor Marie-Luise Mündlein getan hatte, und ihr Flötenensemble Suabile. Ebenfalls ist sie für die jährliche Thomasserenade verantwortlich.
Begeistert ist die Musikpädagogin vor allem von den Freiräumen, die ihr die Thomasgemeinde lässt. 'Ich kann musikalisch eine Menge einbringen und habe viele Freiheiten.' Dass allerdings die Orgel in der Thomasgemeinde eine elektronische ist, findet sie, ebenso wie Marie-Luise Mündlein, etwas schade. 'Die Thomasorgel hat keine Pfeifen. Da merkt man doch schon einen klanglichen Unterschied zu beispielsweise der mechanischen Orgel in der Johannesgemeinde', erklärt die Organistin. 'Dennoch spiele ich total gern auf ihr, denn man kann einfach viel auf ihr machen.'