Joachim Mohr Mathematik Musik
Körper
(K,+,*) ist ein
Körper, wenn gilt:
- (K,+) ist eine kommutative Gruppe
- (K\{0},*) ist eine Gruppe. Ist die Verknüpfung nicht kommutativ (selten), spricht man von einem Schiefkörper, sonst von einem Körper. Existiert nicht notwendigerweise das Inverse bez. *, handelt es sich um einen Ring.
- Es gilt das Distributivgesetz: a(b+c)=ab+ac und (a+b)c=ac+bc
Schreibweise: Statt a*b kann man auch ab schreiben.
Lemma: 0*a=0. Beweis: 0*a=(0+0)a=0*a+0*a. Auf beiden Seiten: -0*a ergibt: 0=0*a.✅
Lemma: Ein Schiefkörper ist Nullteilerfrei, d.h. ab=0 ⇒ a=0 oder b=0.
Beweis: Ist a≠0, dann folgt aus ab=0: a
-1ab=1*b=0, also b=0✅
ℕ⊂ℤ⊂ℚ⊂ℝ⊂ℂ⊂H
ℕ={1,2,3,4,5,...} Die Menge der natürlichen Zahlen. Weder bez. + und bez. * eine Gruppe.
ℕ0={0,1,2,3,4,5,...}
ℤ={0,±1,±2,±3,±4,±5,...} die Menge der ganzen Zahlen.
ℤ ist ein Ring, d.h. bez. + und * eine Gruppe und es gilt das Distributätsgesetz. Die Gruppen sind abelsch (kommutativ).
ℤ ist ein Ring mit 1. (Bei manchen Autoren muss jeder Ring eine 1 besitzen.)
ℤ ist ein Ring ohne Nullteiler, d.h. ist ab=0 für a,b∈ℤ, dann ist a=0 oder b=0. Solche Ringe mit 1 nennt man
Integritätsbereich.
ℤ ist sogar ein
Euklidischer Ring, d.h. man kann den ggT mit Hilfe des Euklidischen Algorithmus ermitteln.
ℤ ist sogar ein
faktorieller Ring, d.h. jedes a∈ℤ kann in ein Produkt irreduzibler Faktoren (hier Primzahlen) zerlegt werden.
Das Inverse bez. * existiert nicht. Deshalb ist ℤ kein Körper.
ℚ={
z/
n|z∈ℤ, n∈ℕ} die Menge der rationalen Zahlen.
(ℚ,+,*) ist - als mathematische Struktur betrachet- ein
Körper.
ℚ ist der kleinste Körper, der die natürlichen Zahlen ℕ enthält.
Die Zahlen von ℚ sind als endliche oder unendlich periodische Dezimalzahlen darstellbar.
ℝ = Menge der reellen Zahlen. ℝ ist ein
Körper. ℝ enthält alle endliche, alle unendlich periodische und alle unendlich nicht periodische Dezimalzahlen.
Beispiel für eine unendlich nicht periodischen Dezimalzahl: a=0,101001000100001000001...
Andere Charakterisierung: ℝ enthält alle rationalen Zahlen und zusätzlich auch die Zentren von Intervallschachtelungen rationaler Zahlen.
Beispiel einer Intervallschachtelung: {[a,b]|a,b∈ℚ, a≥0, b≥0 und a2 ≤ 2 ≤ b2}.
Das Zentrum dieser Intervallschachtelung ist √2.
Dritte Charakterisierung: In ℝ existieren die kleinsten oberen Schranken.
Beispiel: √2=sup{a∈ℚ,a2 ≤ 2}.
ℂ = {a+bi|a,b∈ℝ} ist der
Körper der komplexen Zahlen mit der Eigenschaft i
2=-1.
ℂ ist ein Vektorraum der Dimension 2 über ℝ.
Jedes Polynom kann in ℂ in Linearfaktoren zerlegt werden.
f(x)=x
n+a
n-1x
n-1+a
n-2x
n-2+...+a
2x
2+a
1x+a
0=
(x-x
n)(x-x
n-1)(x-x
n-2)...(x-x
3)(x-x
2)(x-x
1).
In der
Funktionentheorie betrachtet man holomorphe (im komplexen differenzierbare) Funktionen. Ein wichtiges Ergebnis ist die Cauchysche Integralformel.
Man nennt eine Zahl
algebraisch, wenn sie Nullstelle eines Polynoms mit Koeffizienten aus ℚ ist, andernfalls ist sie
transzendent. Die algebraischen Zahlen sind
abzählbar, alle komplexen Zahlen überabzählbar.
Transzendente Zahlen sind π (Lindemann 1882), e=exp(1) (Hermite 1873) 2
√2 (Gelford 1934).
Polarkoordinaten in ℂ
z=a+bi∈ℂ, a,b∈ℝ hat die Darstellung in Polarkoordinaten
z=rcis(φ)=r(cos(φ)+i·sin(φ))
—————
iφ /2 2 b
z=r·exp(iφ)=r·e , wobei r=\/a + b und cos(φ)= —
a
Nebenbei bemerkt. Es gibt noch ...
H = {a+bi+cj+dk|a,b,c,d∈ℝ} ist der
(Schief-)Körper der Quaternionen.
Es ist ein 4-dimensionaler Vektorraum über ℝ mit der Basis {1,i,j,k} und wird durch Definition der folgenden Multiplikation zum Schiefkörper.
⋅ | 1 i j k
———————————————
1 | 1 i j k
i | i -1 k -j
j | j -k -1 i
k | k j -i -1
Endliche Körper
Endliche Körper
spielen eine wichtige Rolle in der Zahlentheorie, algebraischer Geometrie, Kryptographie und Codierungstheorie.
Tutorium S.131: "Damit niemandem der Genuß entgeht ..."
Satz: Die Anzahl der Elemente eines endlichen Körpers K ist eine Primzahlpotenz:
|K|=pn für eine Primzahl p und n∈ℕ.
Und solche Körper sind bis auf Isomorphie eindeutig. "Und so eine Klassifizierung ist doch was Schönes!"
Satz von Wedderburn: Alle endlichen Schiefkörper sind kommutativ.
In seinen Vorlesungen las er aus seinem Hauptwerk über Matrizen Kapitel für Kapitel vor (wie Paul Dirac aus seinem Hauptwerk über Quantenmechanik).
Allgemein gilt in ℤ
p (a+b)
p=a
p+b
p alle a,b,c∈ℤ
p, da (p über k)=0 ist für k∈ℤ
p.
d.h. φ: x→x
p ist ein Automorphismus, genannt Frobeniusautomorphismus.
Beispiel:( ℤ5,+) (ℤ5\{0},·)
+ | 0 1 2 3 4 · | 1 2 3 4
————————————— ———————————
0 | 0 1 2 3 4 1 | 1 2 3 4
1 | 1 2 3 4 0 2 | 2 4 1 3
2 | 2 3 4 0 1 3 | 3 1 4 2
3 | 3 4 0 1 2 4 | 4 3 2 1
4 | 4 0 1 2 3
ℤ
5 ist bezügliche der Addition eine kommutative Gruppe.
ℤ
5\{0} ist bezüglich der Multiplikation eine kommutative Gruppe.
Und: Es gilt das Distributivgesetz. Also ist ℤ
5 ein Körper. Seine Charakteristik ist 5 (1+1+1+1+1=0).
a | 1 2 3 4 a | 1 2 3 4
————————————————————————— ————————————
Inverses bez. · | 1 3 2 4 a·a| 1 4 4 1
In ℤ
5 existiert kein w=√
2 mit a·a=2.
Wir adjungieren in diesem Körper w=√
2 so dass w·w=2 (mod 5).
ℤ
5(w)={a+bw|a,b∈ℤ
5} ist ein Körper mit
52=25 Elementen.
ℤ5(w)={0 1 2 3 4
w 1+w 2+w 3+w 4+w
2w 1+2w 2+2w 3+2w 4+2w
3w 1+3w 2+3w 3+3w 4+3w
4w 1+4w 2+4w 3+4w 4+4w} mit w·w=2.
Hier hat es keinen Sinn w durch einen Näherungswert, etwa w≈1,4,4323562 anzugeben.
Die Rechnungen in diesem Körper erfolgen ganz formal.
Beispiele bezüglich der Addition und Multiplikation:
(2+3w)+(3+w)=5+4w=4w und (2+3w)(3+w)=6+2w+9w+6=2+w
(4+2w)+(3+4w)=7+6w=2+w und (4+2w)(3+4w)=2+w+w+16=3+2w.
Beispiel zur Ermittlung des Inversen von x=4+2w:
Setze x
-1=a+bw. Dann muss gelten x·x
-1=(4a+4b)+(4b+2a)w=1, also
4a+4b=1 und 2a+4b=0. Die Lösung dieses LGS ist a=1/2=3 und b=1
Probe: (4+2w)·(3+w)=12+4w+6w+4=1
Die Additons- und Mutiplikationstafeln sind
hier....
Allgemeine Klassifizierung
Der
Primkörper eines Körpers K ist der kleinste Teilkörper von K und wird von {0;1} erzeugt.
Er ist - bis auf Isomorphie- stets von der Form ℚ oder ℤ
p für eine Primzahl p.
Satz: Jeder Automprphismus von K läßt die Elemente des Primkörpers fest.
Sei p eine Primzahl und n∈ℕ, n≥2. Dann gilt:
-
Körper mit |K|=p sind isomorph zu ℤp=ℤ/pℤ.
-
Körper K mit |K|=pn sind isomorph zum Zerfällungsförper des Polynoms f(x)=xq-x
über ℤp.
Da in ℤp gilt: p=0, also auch q=pn=0, ist f'(x)=qxq-1-1=-1.
⇒gcd(f,f')=1 (greatest common divisor=ggT) ⇒ f hat keine mehrfache Nullstellen.
⇒|K|=pn.
Siehe dazu auch Video:
Teil I und
Teil II (sehenswert).
Weiterführend ist die folgende
Bachelorarbeit.