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Flussaufwärts des Neckars kommt hinter Stuttgart, der Landeshauptstadt Baden-Württembergs, die Universitätsstadt Tübingen, nach wenigen Kilometern Kilchberg und die schöne historisch interessante Römer- und Bischofsstadt ↑Rottenburg eingerahmt von der Wurmlinger Kapelle und Schwäbischen Alb
Rottenburg hat sich unter Erzherzog Albrecht VI von Habsburg (1418-1463), dem Bruder Kaiser Friedrichs III als Residenzort der "Vorlande" neben Freiburg (seit 1368 den Habsburgern unterstellt) ausgebildet. Albrechts Herrschaftsmittelpunkt war Freiburg.
Am 29.09.2002 wurde in Böblingen, wo Gräfin Mechthild am 29. September 1452 Erzherzog Albrecht heiratete, ihr zu Ehren, ein Denkmal enthüllt (Hannsmartin Decker-Hauff: "Die hat die G'scheitheit nach Württemberg gebracht!")
Um 1240 heiratete Graf Rudolf von Habsburg (1273 König) die Gräfin Gertrud von Hohenberg, die spätere Königin Anna (gest. 1281). Das Schicksal Rottenburgs wurde mit dem der Habsburger endgültig 1381 mit dem Verkauf der Grafschaft Hohenberg an Herzog Leopold III von Österreich verknüpft.
1386 Schlacht von Sempach: Das Fußvolk der Eidgenossen besiegte grandios das Ritterheer Leopolds. (Dieser und seine Ritter fielen oder erlagen - unbeholfen in ihrer Rüstung, von Ihren Knappen verlassen - dem Hitzschlag.)
1414-1418 Konstanzer Konzil: Herzog Friedrich IV von Österreich verhalf dem abgesetzten Papst Johannes XXIII 1415 zur Flucht. Sigesmund (1433 Kaiser, Schwiegervater Albrecht des II von Österreich) verhängte über ihn die Reichsacht: Das von den Habsburgern aufgebaute Territorium in den "Vorlanden" zerfiel noch mehr. (Unter anderem: Der schwäbische Adel löste sich von Habsburg.) Friedrich wurde jedoch nicht völlig aus Südwestdeutschland verdrängt: Tirol und das Herrschaftsgebiet der Hohenberger (mit Rottenburg) sowie Freiburg, Gebiete im Elsaß und Burgau u.s.w. konnte Friedrich zurück erwerben.
Übrigens: Der erwähnte Albrecht II von Österreich wurde 1438 deutscher König. Die Habsburger behielten bis zum Ende des alten Reiches 1806 die Königswürde. Bis dahin gehörte Rottenburg zum Herrschaftsgebiet des königlich-kaiserlichen Doppeladlers. 1445 übertrug Kaiser Friedrich III Erzherzog Albrecht IV von Habsburg die Regentschaft in den "Vorlanden". Albrecht residierte in Freiburg, seine Gemahlin Mechthild bei ihrem Musenhof in Rottenburg.
Text der Tafel
DER TÄUFER MICHAEL SATTLER WURDE AM 20. MAI 1527 NACH SCHWEREN FOLTERUNGEN HIER AM "GALGENBUCKEL" DURCH VERBRENNEN HINGERICHTET. ER STARB ALS AUFRECHTER ZEUGE JESU CHRISTI. SEINE FRAU MARGARETE UND ANDERE GEMEINDEGLIEDER WURDEN ERTRÄNKT UND VERBRANT. SIE TRATEN EIN
FÜR DIE TAUFE DERER, DIE CHRISTUS NACHFOLGEN WOLLTEN
FÜR EINE UNABHÄNGIGE GEMEINDE DER GLAUBENDEN
FÜR DIE FRIEDENSBOTSCHAFT DER BERGPREDIGT.
Schon 1301 wird eine Lateinschule in Rottenburg erwähnt. Ein Leiter dieser Schule war Jakob Mennel, der spätere kaiserliche Hofhistoriograph, der Kaiser Maximilian I im Jahre 1518 die berühmte "Fürstliche Chronik" überreichte. Ein Schüler der Lateinschule war der spätere Theologe Johann Eck, bekannt durch seine Streitgespräche mit Martin Luther. 1649 gründeten die Jesuiten ein Gymnasium und 1669 ein Lyzeum mit - dank des angeschlossenen Internats - 100 Schülern.
Sowohl die Lateinschule als auch das Jesuitenkolleg fiel 1773 den josephinischen Reformen zum Opfer.
Nach der Reformation: Vorderösterreich - und damit Rottenburg - bleiben oder sind wieder katholisch. Damit Einführung des heute gültigen gregorianischen Kalender am 15.10.1582. (Die Württemberger blieben noch über 90 Jahre beim alten Kalender mit dem Frühlingsanfang am 11. März statt am 21. März, obwohl Johannes Kepler schon 1597 dafür eintrat, aber sein Tübinger Lehrer Mästlin war dagegen. "Die Welt werde ja doch bald untergehen").
Nebenbei bemerkt: Im Rottenburger Diözesanmuseum findet man ein Kalenderwerk des Magisters Heinrich Soldn aus dem frühen 15. Jahrhundert. Der Kalenderforscher Karl Mütz aus Tübingen entdeckte, dass dieses Werk die gregorianische Kalenderreform vorwegnahm.
Dreißigjähriger Krieg und der Westfälische Friede...Auseinandersetzungen Habsburg mit dem Haus Bourbon (1648-1756)...die theresianische-josephinischen Reformen ...
Im 18. Jahrhundert war der Flickenteppich Vorderösterreich ein vorzüglich organisiertes Territorium (ca. 8500 qkm mit 400 000 Einwohner. Im Vergleich dazu Württemberg ca. 8000 qkm mit 650 000 Einwohner) mit Mittelpunkt Freiburg und weiteren Zentren: Konstanz, Villingen, Waldshut, Günzburg, Ehingen und Rottenburg.
Nach den napoleonischen Kriegen kam mit dem Frieden zu Preßburg (26.12.1805) das katholische Rottenburg zu "Luthers Spanien", wie man das stockprotestantische Württemberg bis dahin nannte... (Heute herrscht in Rottenburg ein ausgesprochen ökumenischer Geist.)
Nebenbei bemerkt: Rottenburg feierte dieses Eingliederung nie. Nur Neuhausen auf den Fildern feierten. Aber sie kamen ja von Baden an Württemberg.
Das Chorherrenstifts St. Moriz, des Karmeliter- und des Kapuzinerklosters werden geschlossen. Dafür baute nach dem Zuzug von meist evangelischen württembergischen Landesbeamten (viele Vollzugsbeamten des neu errichteten Gefängnisses am Rande der Stadt) die Obrigkeit 1856 für diese eine evangelische Kirche und ein Pfarrhaus.
8000 neue Gesetzte regelten den Alltag der württembergischen Untertanen und sorgten für Eisenbahn(1861)-, Telegrafen-, Wasser und Elektrizitätsanschlüsse.
Dies war kurzgefasst die 425 Jahre Stadtgeschichte ab dem 26. Oktober 1381, bei dem die Habsburger die Grafschaft Hohenberg kauften, bis zum Oktober 1806, an dem die vorderösterreichische Ära mit der Einverleibung Rottenburgs in das württembergische Königreich zu Ende ging.
Zur weiteren Entwicklung des württembergischen Rottenburgs zum Sitz des katholischen württembergischen Bischofs 1828 sowie zu Sumelocenna, dem römische Rottenburg, und zu bedeutenden Persönlichkeiten siehe folgende Links:
Wandgemälde von Wilhelm Geyer im Priesterseminar
Der Sebastian-Blau-Weg in Rottenburg von K.M.
↑Stadt Rottenburg am Neckar