Joachim Mohr Mathematik Musik
Erläuterung für Nichtmathematiker
zu den Cent-Angaben für Tonhöhenunterschiede
Zur Berechnung der
Centangaben benötigt man den
Logarithmus. Bitte lassen Sie sich von diesem Begriff jetzt
nicht abschrecken. Dieser wird hier erläutert und ich
hoffe, dass damit die Formeln für Sie als
Musikinteressierten und Nichtmathematiker einigermaßen
verständlich werden.
Man hat sich darauf geeinigt, dass als Maß für einen
(gleichstufigen)
Halbton 100
Cent (analog zu 100 %) angegeben werden.
Die Oktave (12 Halbtöne) wird demnach mit
1200 Cent angeben.
Der Vergleich mit den Frequenzen ist folgende:
Eine Oktav höher: Die Frequenz hat sich verdoppelt
(2=2
1), also um
1·1200 Cent erhöht.
Zwei Oktaven höher: Die Frequenz hat sich
vervierfacht (4=2
2), also um
2·1200 Cent erhöht.
Drei Oktaven höher: Die Frequenz hat sich
verachtfacht (8=2
3), also um
3·1200 Cent erhöht.
Man erkennt hier, dass die Centangabe proportional zur Potenz
zur Basis 2 ist. Und das wiederum erklärt, dass die
Centangabe logarithmisch ist, denn der Logarithmus ist die
Umkehrung zum Potenzieren.
Grob gesagt:
Logarithmen sind Potenzen.
Und: Unser Gehör empfindet die Frequenzen - wie auch die
Lautstärke - logarithmisch und addiert Intervalle (zum
Beispiel: große Terz + kleine Terz = Quint).
Bei der Centangabe werden die Intervalle ebenfalls addiert - im
Gegensatz zur Multiplikation von
Frequenzverhältnissen.
Deshalb hat es einen Sinn, Frequenzunterschiede durch
Logarithmen auszudrücken.
Um das Maß zu verfeinern sagt man nun:
Statt 1 Oktave höher: 1200 Cent höher.
Statt 2 Oktaven höher: 2400 Cent höher.
Statt 3 Oktaven höher: 3600 Cent höher.
...
Was sind Logarithmen
Logarithmus zur Basis 10:
log10=1; log100=2; log1000=3; log10000=4; log100 000=5; ...
logx ist die Zahl, mit der man 10 potenzieren muss, um x zu
erhalten.
Beispiel: log100 000=5, da
10
5=10·10·10·10·10=100 000.
(Hier wird der Zehnerlogarithmus mit log bezeichnet,
häufig sieht man auch die Bezeichnung lg.)
Logarithmus zur Basis 2:
lb2=1; lb4=2; lb8=3; lb16=4; lb32=5; ...
lbx ist die Zahl, mit der man 2 potenzieren muss, um x zu
erhalten.
Beispiel: lb32=5, da
2
5=2·2·2·2·2=32
Wir benötigen den "
binären" Logarithmus
l
b, für den Ihr Taschenrechner wahrscheinlich keine
Taste hat, wohl aber für den Logarithmus log zur Basis 10.
Das ist weiter kein Problem.
log x log 12 1,07918
Umrechnung: lb x = —————. Beispiel: lb 12 = —————— = ——————— = 3,58496
log 2 log 2 0,30103
Umrechnung von Frequenzverhältnissen nach der Formel
y= lb(x)·1200 Cent
Ist das Frequenzverhältnis x eines Intervalls y
gegeben, so gibt man nun die Intervallgröße mit dem
Zweierlogarithmus lbx an:
y = lbx, jedoch in einer Skala, bei der die Oktave 1200
Cent (12 Halbtöne) beträgt.
1
Das heißt: mit der Vereinbarung, dass 1 Cent = ———— (einer Oktav) ist, ergibt sich
1200
1
y = lbx = lbx·1200· ———— = lbx·1200 Cent.
1200
Ähnlich ist die Rechnung bei der Prozentrechnung:
1 1 1 1
(Der Anteil - ergibt sich mit 1% = ——— zu - = 25·——— = 25%)
4 100 4 100
Für die Quinte mit dem Frequenzverhältnis 3/2
ergibt sich zum Beispiel:
y = lb(3/2)·1200 Cent = 702 Cent.
Formeln
y
—————————
y 1200 Cent
y=lb(x) Umkehrung: x = 2 oder y=lb(x)·1200 Cent Umkehrung: x =2
Beispiel: x=9/8 (Großer Ganzton) => y=lb(9/8)·1200=203,9 Cent
100 1
———— ——
1200 12
y=100 Cent (gleichstufiger Halbton) => x=2 = 2 = 1,05946
(Zur Erinnerung: 21/12= 12. Wurzel
aus 2).
Ist x rational, aber keine 2-er Potenz, dann ist y
irrational.
Ist y rational aber y nicht ganzzahlig, dann ist x
irrational.
In der folgenden Tabelle beziehen sich die Intervalle auf die
reine C-Dur/c-moll-Tonleiter
Intervall rein | Intervall gleichstufig | (rational) | Frequenzverhältnis(irrational) | Centangabe(irrational) | Centangabe (genau) |
chrom. Halbton(es-e) | | 25/24=1,04167 | | 70,672 | |
| Halbton | | 1,05946=21/12 | | 100 |
Halbton (h-c) | | 16/15=1,06667 | | 111,731 | |
kleiner Ganzton(d-e) | | 10/9=1,11111 | | 182,404 | |
| Ganzton | | 1,12246 | | 200 |
großer Ganzton(c-d) | | 9/8=1,125 | | 203,910 | |
| kleine Terz | | 1,18921 | | 300 |
kleine Terz(c-es) | | 6/5=1,2 | | 315,641 | |
große Terz(c-e) | | 5/4=1,25 | | 386,314 | |
| große Terz | | 1,25992 | | 400 |
Quart(c-f) | | 4/3=1,33333 | | 498,045 | |
| Quart | | 1,33484 | | 500 |
überm. Quart(f-h) | | 45/32=1,40625 | | 590,224 | |
| halbe Oktave | | 1,41421 = sqrt(2) | | 600 |
verm. Quint(h-f) | | 64/45=1,42222 | | 609,776 | |
| Quint | | 1,49831 | | 700 |
Quint(c-g) | | 3/2=1,5 | | 701,955 | |
überm. Quint(as-e) | | 25/16=1,5625 | | 772,627 | |
| kleine Sext | | 1,58740 | | 800 |
kleine Sext(c-as) | | 8/5=1,6 | | 813,686 | |
große Sext(c-a) | | 5/3=1,66667 | | 884,359 | |
| große Sext | | 1,68179 | | 900 |
| kleine Septime | | 1,78180 | | 1000 |
kleine Septime 1(d-c) | | 16/9=1,77778 | | 996,090 | |
kleine Septime 2(e-d) | | 9/5=1,8 | | 1017,596 | |
große Septime(c-h) | | 15/8=1,875 | | 1088,269 | |
| große Septime | | 1,88775 | | 1100 |
Oktav(c-c) | Oktav | 2/1=2 | | | 1200 |
Die Berechnung von
Hintereinanderausführungen von
Intervallen erfolgt folgendermaßen:
Die Frequenzverhältnisse werden
multipliziert.
Die Centangaben (Logarithmen der Frequenzverhältnissen)
werden
addiert.
Kleiner Crashkurs: Potenzen (Hochzahlen) und Logarithmen
und deren Gesetze.
Der Zusammenhang von Multiplikation und Addition ergibt sich
nach dem bekannten Logarithmusgesetz:
log(u·v) = log(u) + log(v) bzw.
lb(u·v) = lb(u) + lb(v).
Dies folgt aus der Tatsache, dass Logarithmen Potenzen sind
und für Potenzen gilt das Umgekehrte:
Potenzen werden multipliziert, indem die Hochzahlen
addiert werden.
an·am = a n +
m.
Das wird klar, wenn Sie am folgenden Beispiel das
Zusammenwirken von Potenzen und Logarithmen betrachten.
u = 24 = 2·2·2·2 = 16 und v =
25 = 2·2·2·2·2 = 32
u·v = 24·25 =
(2·2·2·2)·(2·2·2·2·2)
= 29 = 512 (Die Hochzahlen werden addiert)
lb16 = lb 24 = 4 (Das ist die Hochzahl zur Basis 2
von 16)
lb32 = lb 25 = 5 (Das ist die Hochzahl zur Basis 2
von 32)
lb (16·32) = lb 512 = 9, anders ausgedrückt:
lb (24·25) = lb 29 =
9.
Somit: 9 = lb(16·32) = lb 16 + lb 32 = 4 +
5, für die Hochzahlen gilt nämlich 9 = 4 + 5
In der folgenden Tabelle ergänzen sich die Intervalle
jeweils zu einer
Oktav:
Addition von Intervallen
|
Multiplikation der Frequenzen
|
Addition der Centwerte
|
Halbton + große Septime
|
(16/15)·(15/8) = 2
|
112 + 1088 = 1200
|
kl. Ganzton + kleine Septime 2
|
(10/9)·(9/5) = 2
|
182 + 1018 = 1200
|
gr. Ganzton + kleine Septime 1
|
(9/8)·(16/9) = 2
|
204 + 996 = 1200
|
kleine Terz + große Sext
|
(6/5)·(5/3) = 2
|
316 + 884 = 1200
|
große Terz + kleine Sext
|
(5/4)·(8/5) = 2
|
386 + 814 = 1200
|
Quart + Quint
|
(4/3)·(3/2= = 2
|
498 + 702 = 1200
|
überm. Quart + verm. Quint
|
(45/32)·(64/45)= 2
|
590 + 610 = 1200
|
Die unreinen Intervalle (Die Angaben beziehen sich auf die
C-Dur/c-moll-Tonleiter):
Komma bedeutet syntonisches Komma (Unterschied zwischen
großem und kleinem Ganzton):
Intervall
|
Frequenzverhältnis
|
Centwert
|
kl.Terz - Komma(d-f)
|
(6/5):(81/80)=32/27
|
316 - 22 = 294
|
Quart + Komma (a-d)
|
(4/3)·(81/80) = 27/20
|
498 + 22 = 520
|
überm. Quart - Komma (es-a)
|
15/18
|
569
|
Quint - Komma (d-a)
|
(3/2):(81/80) = 40/27
|
702 - 22 = 680
|
gr. Sext + Komma (f-d)
|
(5/3)·(81/80) = 27/16
|
884 + 22 = 906
|