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Schwäbisches Tagblatt Freitag, 26. April 2024

Einblicke in die Ehrbarkeit

Spende
Der Landkreis hat das Archiv der Familie Mohr geschenkt bekommen. Der Archivar freut sich aus mehreren Gründen.

Tübingen. Von einem „unschätzbaren ideellen Wert“ sprach Landrat Joachim Walter, als er dem Kreistagsausschuss für Soziales und Kultur am Mittwoch eröffnete, dass Klaus Mohr sein aufwändig zusammengetragenes Familienarchiv dem Landkreis überlässt. Der pensionierte Lehrer und Schulleiter ist nicht nur als Ortshistoriker von Kilchberg bekannt, wo er seit frühester Kindheit lebt, sondern auch für sein Faible für Genealogie.

Da liegt es nahe, dass er auch die eigene Familiengeschichte ausführlich dokumentiert um viele Archivalien und Zeitzeugnissen ergänzt hat. 40 Archivkartons mit Urkunden, Schriftwechseln, Postkarten, Poesiealben, Büchern und Fotografien hat Mohr nun dem Landkreis gespendet.

Kreisarchivar Wolfgang Sannwald freut sich nicht nur über den Inhalt dieses Schatzes. Dass die einzelnen Dokumente und Gegenstände von Mohr in den vergangenen Monaten mit viel Zeitaufwand verzeichnet wurden, macht die Archivalien für Interessenten bestens nutzbar: „Das ist quasi ein erschlossener Bestand“, sagt Sannwald.

Der ist für Historiker deshalb besonders interessant, weil die weitverzweigte Familie Mohr Teil der sogenannten Württembergischen Ehrbarkeit war. Sie bildete ab etwa 1500 eine teils dem Adel angehörige begüterte Mittelschicht. So ergeben sich aus dem Familienarchiv viele Bezüge zu bedeutenden Personen der Landesgeschichte.

Ebenfalls dokumentiert hat Pfarrerssohn Klaus Mohr, wie sich sein Vater von 1919 an mehr und mehr dem Nationalismus zuwandte und, wie er selbst den Kreistagsmitgliedern berichtete, in den 1930er Jahren versuchte, „Hakenkreuz und Christenkreuz zu versöhnen“.

gor