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Kilchberg   Die liebens­werte Gemeinde

"Was ackern die denn da?

- war der Titel eines Vortrages am 2. 2. 2024 in der Dorfscheune. 2024_02_06hofgut10

Vortrag in der Dorfscheune über Legehennen und Bruderhähne

Viele von uns konnten schon oft sehen, dass Traktoren, Mähdrescher und andere Fahrzeuge jahraus jahrein auf den Feldern zu sehen sind. Viele Interessenten waren gekommen. 2024_02_06hofgut20
Doch was genau passiert da? Joachim Schneider und Severin Hauenstein stellten das Hofgut Martinsberg bei Rottenburg vor, erklärten, welche ackerbaulichen Tätigkeiten zu welcher Jahreszeit anstehen, und stellten zukünftige betriebliche Projekte vor.
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Eindrucksvoll, wie dieser Hof betrieben wird.
Am Anfang stand der Satz


Seit über 50 Jahren betreiben wir ökologischen Landbau mit Leidenschaft - und aus Überzeugung. Der achtsame Umgang mit unseren Mitarbeiter*innen, Tieren und Ackerböden ist unser höchstes Anliegen.


Die Anfänge erfolgten in Kilchberg 1961, als die Eltern Schneider den landwirtschaftlichen Betrieb vom Freiherrn von Tessin pachteten. 1972 stellten sie den Ackerbau auf ökologische Wirtschaftsweise, 1989 die Legehennenhaltung auf Bioland-Richtlinien um. 1993 pachtete Joachim Schneider den Spitalhof Rottenburg, bis 1999 erfolgte der Umzug der Hofstelle und des Wohnortes auf das Hofgut. Ab 2010 entwikelte Joachim Schneider auf dem Hofgut die ersten Mobilställe für Legehennen, die den freilaufenden Hennen alle 6 Wochen neue Wiesenflächen anboten - bis heute wurden 6 immer größere Mobilställe gebaut, so dass über 6000 Legehennen nach Bioland-Richtlinien gehalten werden können. Geplant ist, diese Ställe teilweise unter hohen Photovoltaik-Modulen und neben Energiegehölzen zu stellen.

Die Erzeugung des richigen Futters steht im Mittelpunkt des Ackerbaus auf den eigenen oder gepachteten bewirtschafteten über 200 ha zwischen Hirrlingen und Kirchentellinsfurt. Darüber wurden viele Einzelheiten berichtet, z.B. dass besonderes Soja gezüchtet wird, das aufbereitet und getoastet werden muss damit die Bitterstoffe entfallen. Viele Einzelheiten wurden anschaulich dargestellt, so auch dass Sojafelder gehackt werden müssen: Mit großen Maschinen wird diese Arbeit erledigt; gepflügt wird kein Feld mehr.
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Hochinteressant sind die betrieblichen Zielsetzungen - siehe Kasten -, die in Württemberg bisher einmalig sind.

Betriebliche Zielsetzungen

1. Existenzsicherung:

Absicherung der wirtschaftlichen Existenz für Betriebsleiterfamilie und Mitarbeiterinnen

2. Ökolögische Ausrichtung:

Nachhaltige, ökologische Wirtschaftsweise, Erhalt und Förderung der Bodenfruchtbarkeit und artgerecht Tierhaltung nach Bioland-Richtlinien

3. Qualitätsorientierung:

Umsetzung sehr hoher Qualitätsstandards in allen Bereichen

4. Regionalität:

Regionalität in Erzeugung, Vermarktung und Wertschöpfung

5. Arbeitsplätze:

Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich der landwirtschaftlichen Erzeugung, Förderung von Mitarbeiterinnenmotivation

6. Partnerschaften:

Gestaltung von Win-Win-Situationen in den betrieblichen Außenbeziehungen (Kunden, EZG-rebio, Koonerationspartner Eiererzeugung, Kollegen, Maschinengemeinschaft, Agro-Forst-Projekt mit HER ...,

2017 baute Schneider Ställe für die "Bruderhähne", 2021 wurde Dr. rer. nat. Severin Hauenstein als junger neuer Mitarbeiter gewonnen, der 2025 den Betrieb mit seinen über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übernehmen wird.

Viele Gespräche schlossen sich an, angeregt auch von der hervorragenden Bewirtung des ProKilchberg-Teams, das wie immer die Getränke und die vom Biohof zur Verfügung gestellten ("Bruderhahn"-) Würstchen mit Brot anbot.

Interessant noch eine Frage, ob gebrauchte Eierkartons wiederverwendet werden können. Klare Antwort: Der Verkäufer darf keine nehmen, der Käufer darf selbstständig die Eier, die er kaufen will, in seinen mitgebrachten Karton umfüllen (und bezahlen!). Manche meinten, auch das sei unzulässig.

Severin Hauenstein ist Mitglied im Fachbeirat des Ernährungsrates der Region Tübingen und Rottenburg e.V..
Auch in diesem Gremium ist seine Devise:

Der landwirtschaftlichen Primärproduktion kommt bei Ernährungsfragen eine wichtige Rolle zu. Daher freue ich mich besonders als Fachbeirat die landwirtschaftliche Perspektive in den Ernährungsrat einbringen zu dürfen.

Homepage Hofgut Martinsberg