L
Kilchberg   Die liebens­werte Gemeinde

…zur Beförderung des Gottesdienstes und Erweckung eines inbrünstigen Gesangs….

250 Jahre steht unsere Orgel im Chor der Kirche,
1770 dorthin gestellt.

2020orgel10

Eine Matinee am 26.1.2020

1756 wurde die Orgel gebaut, doch 1770 wurde sie in den Chor gestellt, bemalt und mit der Zahl 1770 versehen. Das ist für die Organistinnen und Organisten unserer Kirche ein Anlass, in sechs Matineen diese Orgel zu würdigen. Voraus ging am 1. Adventssonntag eine festliche Abendmusik, bei der der Posaunenchor im Wechsel mit der Orgel sich abwechselte und manchmal auch ein doppelchöriges Werk gemeinsam vortrug.

Im Anschluss an den Gottesdienst am 26. Januar 2020 fand die erste Matinee statt zur Geschichte der Kirche und zum Orgelbau und -klang.


2020orgel20

Klaus Mohr zeigte, dass man in der sehr alten Kilchberger Kirche 500 Jahre lang keine Orgel hatte – zwischen ungefähr 1260, dem vermutlichen Baubeginn des Schiffes und des Chores, und 1558 fand hier auf den Hochaltar bezogener katholischer Gottesdienst statt, bei dem die Gemeinde höchstens mit liturgischen Responsorien (Antwortgesängen) auf das Chorgebet der Priester zu singen pflegte. Nach der Reformation musste man weitere 200 Jahre lang warten, bis in Kilchberg ein Tübinger Orgelbauer beauftragt werden konnte, hier eine Orgel zu bauen. Den Anstoß dazu gab Ernst Friedrich Leutrum von Ertingen (1690-1765), der in seiner Tätigkeit als Vogt in badischen Diensten in Rötteln bei Lörrach erlebt hatte, wie die dortige Kirche 1742 eine Orgel bekam. 1748 zog er nach Kilchberg und sah, das Schloss und Kirche an vielen Stellen morsch geworden waren. Er veranlasste umfangreiche Bauarbeiten, in der Kirche vor allem am Dachstuhl. Außerdem ließ er die von Georg von Ehingen 1490 angebaute Annakapelle umbauen. Diese wurde nun eine prachtvolle Herrschaftsempore. Die bisherige Herrschaftsempore bestimmte er zur Orgelempore. Er fand in Tübingen einen tüchtigen Orgelbauer, Johann Siegmund Haußdörffer (1714-1764), der im Sommer 1755 ein Angebot mit einem Plan der Orgel auf der Westempore unterbreitete. Um das Geld für die Orgel zusammen zu bekommen, rief der Dorfherr im September und November 1755 fast alle Kilchberger Haushaltsvorstände – 50 unterzeichneten - und in einer zweiten Versammlung vierzig (alle?) Knechte und Mägde auf, für die Orgel zu spenden. Neben seinen eigenen 50 Gulden Zuschuss konnten auf diese Art weitere 200 Gulden gewonnen werden – die Bürger und ledigen Jugendlichen spendeten jeweils zwischen 6 Gulden und 6 Kreuzer, weitere 200 Gulden kamen von auswärtigen Adelshäusern; 100 Gulden nahm der Schlossherr als Kredit auf.

Die Orgel wurde im Juni 1756 geliefert und von Haußdörffer mit zwei Mitarbeitern in zehn Tagen aufgebaut – vermutlich enthielt sie keine Bemalung. Sie wurde am 20. Juni 1756 feierlich eingeweiht.

Weiterlesen ... (PDF)