Klaus Mohr Familienarchiv

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Nadine Nowara 06.08.2024

Reutlinger Generalanzeiger

Geschenk fürs Tübinger Kreisarchiv: 40 Kartons voller Zeitzeugnisse

2024_08_06klaus Mohr
hat jahrelang den
>Familienschatz<
im Keller gehütet.
Klaus Mohr hat dem Tübinger Kreisarchiv 40 Kartons mit historischen Dokumenten gespendet.

TÜBINGEN. Pergamenturkunden mit Siegeln, Stammbäume, Briefe, Postkarten, Landkarten, Fotografien - Kreisarchivar Wolfgang Sannwald breitet sie auf einem Tisch aus. Aus seinem Familienarchiv hat der Tübinger Klaus Mohr ganze 40 Kartons voller historischer Dokumente gespendet. Sie reichen vom 15. bis zum 20. Jahrhundert und erzählen aus dem Leben einer >Familie der württembergischen Ehrbarkeit<. Der Familie Mohr wurde 1600 das Adelsprädikat >de Sylva< vom österreichischen Kaiser verliehen.

"Der materielle Wert der Sammlung liegt bei etwa 5.000 Euro. Die Schenkung bedeutet eine wesentliche Aufwertung des Kreisarchivs und ist auch für Württemberg insgesamt von Interesse", sagt Sannwald. Neben der menschlichen Perspektive bieten die Archivalien auch einen detaillierten Einblick in das damalige Kirchenleben.

In der Familie Mohr wurde dieses Erbe von Generation zu Generation weitergegeben. >Für meine Geschwister war das Kruscht vom Vater, den man nicht wegwerfen kann<, sagt Mohr. Der 82-Jährige, der auch Ortshistoriker von Kilchberg ist, nahm sich hingegen der Sammlung an und lagerte sie jahrzehntelang in seinem Keller. Der Stammbaum seiner Familie geht bis ins Jahr 1190 zurück. Seit 1660 sind die Mohrs in Württemberg wohnhaft. Seit der Geschichtslehrer im Ruhestand ist, hat er sich in die Briefe und Dokumente eingelesen und manches von altdeutscher in >lesbare Schrift< übersetzt. Digital hat er einiges erfasst und Findbücher angelegt, mit denen man das Material thematisch durchforsten kann. Natürlich hat er auch aussortiert. >Darunter waren auch ungeheuer viele Briefe und Banalitäten. Ich habe teils nach dem Bauchgefühl entschieden<, sagt Mohr. Hin und wieder kam er bei seinen Recherchen zum Schmunzeln, etwa bei einem Rügebrief: Ein Abiturient wurde abgemahnt, da er mit seinem Vater beim Biertrinken erwischt worden war.
2024_08_06stammbaum Der Stammbaum der Familie Mohr reicht über Jahrhunderte zurück.
Der Stammbaum der Familie Mohr reicht über Jahrhunderte zurück. Foto: Nadine Nowara Andere Dokumente geben das alltägliche Leben wieder, etwa darüber, wie damals in der Kirchengemeinde Feste organisiert worden sind. Aber auch tragische Ereignisse kommen zur Sprache. Auf einer Postkarte wird berichtet, wie eine Familie in Dresden im Zweiten Weltkrieg ausgebombt wurde. Zahlreiche Postkarten befinden sich in der Sammlung. Foto: Nadine Nowara Nicht nur Klaus Mohr, auch seiner Schwester Hella, war es wichtig, die Geschichte ihrer Familie für die Nachwelt festzuhalten. Hella Mohr hatte Briefe der Mutter Hanna durch die Jahre abgeschrieben und als Buch zusammengefasst. Es trägt den Titel >Eine brauchbare Hausfrau< und bietet Einblicke in das Leben einer Pfarrersfrau. Neben dem alltäglichen Austausch mit Familie und Freunden sind die Auswirkungen des Dritten Reichs nicht zu übersehen. >In ihrem Frauenkreis hat sie weiterhin christliche Lieder gesungen, auch wenn die Nazis das verboten hatten<, sagt Mohr. Klaus Mohr hat jahrelang den ›Familienschatz‹ im Keller gehütet. Foto: Privat Im Mohrschen Familienarchiv befindet sich auch ein Aufsatz mit dem Titel >Rasse und Musik< in dem NS-Gedankengut deutlich hervorscheint. >Mein Vater Heinrich Mohr war sehr national eingestellt und gegen die Weimarer Republik. Bis 1937 hat er mit dem NS-Regime sympathisiert. Später ist er jedoch nicht in die Partei eingetreten. Dafür wurde er als 'gehässiger Bekenntnispfarrer' beschimpft<, sagt Mohr. In einem Brief habe er etwa geschrieben, dass man das >Christenkreuz mit dem Hakenkreuz in Verbindung< sehen müsse. >Mit meinem Vater habe darüber nicht geredet geredet<,.

Andere Dokumente geben das alltägliche Leben wieder, etwa darüber, wie damals in der Kirchengemeinde Feste organisiert worden sind. Aber auch tragische Ereignisse kommen zur Sprache. Auf einer Postkarte wird berichtet, wie eine Familie in Dresden im Zweiten Weltkrieg ausgebombt wurde.

Nicht nur Klaus Mohr, auch seiner Schwester Hella, war es wichtig, die Geschichte ihrer Familie für die Nachwelt festzuhalten. Hella Mohr hatte Briefe der Mutter Hanna durch die Jahre abgeschrieben und als Buch zusammengefasst. Es trägt den Titel >Eine brauchbare Hausfrau< und bietet Einblicke in das Leben einer Pfarrersfrau. Neben dem alltäglichen Austausch mit Familie und Freunden sind die Auswirkungen des Dritten Reichs nicht zu übersehen. >In ihrem Frauenkreis hat sie weiterhin christliche Lieder gesungen, auch wenn die Nazis das verboten hatten<, sagt Mohr.

Im Mohrschen Familienarchiv befindet sich auch ein Aufsatz mit dem Titel >Rasse und Musik< in dem NS-Gedankengut deutlich hervorscheint. >Mein Vater Heinrich Mohr war sehr national eingestellt und gegen die Weimarer Republik. Bis 1937 hat er mit dem NS-Regime sympathisiert. Später ist er jedoch nicht in die Partei eingetreten. Dafür wurde er als 'gehässiger Bekenntnispfarrer' beschimpft<, sagt Mohr. In einem Brief habe er etwa geschrieben, dass man das >Christenkreuz mit dem Hakenkreuz in Verbindung< sehen müsse. >Mit meinem Vater habe ich darüber nicht geredet geredet<.
2024_08_06postkarten Zahlreiche Postkarten befinden sich in der Sammlung
2024_08_06sanwald Wolfgang Sannwald und sein Team verwalten unzählige Dokumente im Keller des Landratsamtes.
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