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Das denkwürdige Ereignis am 5. und 6. März 1848 zu Niederstetten
Der langwierige Weg des hohenlohischen Fürstenstädchens
aus dem Zeitalter des Absolutismus in die Neue Zeit
Ergänzende und weiterführende Betrachtungen zu verschiedenen Beiträgen im
Heimatbuch
650 Jahre Stadt Niederstetten
- A. Die Vorgeschichte
- B. Der Gewaltakt
- C. Das Nachspiel
- D. Schlussfolgerungen
Hochgeladen von Joachim Mohr
Auszug
So versammelten sich vom 27.bis zum 30. Mai 1832 mehr als 20 000 Menschen, neben
Studenten auch Bürger und Handwerker, auf der Kastenburg bei Hambach an der
Weinstraße
in der Pfalz. In Reden wurde ein gemeinsamer Nationalstaat mit einer
demokratischen
Verfassung gefordert, d.h. Presse- und Versammlungsfreiheit, Abschaffung der
Adelsprivilegien
(Feudalwesen) etc.
[In Hohenlohe wurde die Abschaffung des Frondienstes bis 1948 hinausgezögert]
Erwartungsgemäß mussten sich zwischen den Frondienstleistenden und der
Standesherrschaft
Reibungsflächen bilden. Zwar konnte der Fürst wegen seiner herausgehobenen
Stellung Milde
üben. Seine Beamten aber hatten Einnahmeansätze des Jahresetats zu erfüllen und
möglicherweise noch zu übertreffen. Das führte dazu, dass die Abgaben für die
einzelnen
Feudalpflichtigen je nach Betrieb unterschiedlich hoch und sehr oft auch
willkürlich festgesetzt wurden.
Und da amtierte in Niederstetten ein Domänenrat und Fronvogt Gessler. Er war wegen seiner
Unnachgiebigkeit und arroganten Sturheit berüchtigt und sehr unbeliebt.
Auch die Naturalabgaben (der Zehnte) trafen die bäuerliche Bevölkerung
besonders hart. Die Zehntpflicht erstreckte sich auf fast alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse.
In der „Krone“ waren alle Anwesenden gegen Gessler sehr aufgebracht. Er hatte
sich gegenüber diesen jungen Leuten eine böse Entgleisung geleistet, wodurch diese
sich jetzt gedemütigt fühlen mussten, denn „er und sein Adlatus Höppel hätten durch
besondere Schärfe im Einzug von Rückständen die Leute aufs äußerste erbittert“. Damit waren diese
beiden – vielleicht ohne Wissen ihres Dienstherren - in ihrem Vorgehen sehr eigenmächtig
und rücksichtslos und haben so die ohnehin heikle Situation auf die Spitze
getrieben.
[In der Nacht vom 5. zum 6. März]
Danach zogen sie wieder zum Haus von Domänenrat Gessler und schlugen die Haustüre und einige Fenster ein.
Gestohlen wurde jedoch nichts.
[Gessler konnte entkommen]
Und der Herr Domänenrat,
der uns so beschissen hat,
schlüpft jetzt durch ein Abtrittsloch
Freiheit, Gleichheit, vivat hoch!
Jetzt war das Fürstliche Rentamt an der Ostseite des Schlosses das Objekt ihrer
Aggressionen. Dort waren nämlich die herrschaftlichen Grundbücher deponiert, in
denen die Abgaben an die
Standesherrschaft ausgewiesen sind, die zusätzlich zu den Staatssteuern
geleistet werden mussten. Da diese Lasten - wie bereits gesagt - nicht nach
Einzelposten rechtlich fixiert waren, konnten diese Forderungen durchaus
willkürlich gehandhabt werden. Weil keine Einsicht in die Bücher gewährt wurde
,
lag die Vermutung nahe, dass diese Zahlungen auch für die luxuriöse Hofhaltung
verschwendet wurden. Das hatte die Menschen besonders wütend gemacht.
[Die Bücher wurden verbrannt und mit ihnen brannte das Gebäude.]
Demgemäss notierte Eduard Mörike unter dem 5.März 1848 in seinem Haushaltungsbüchlein: “Aufstand in
Niederstetten.
Fürstliche Canzlei abgebrannt: Scheußlicher müssen es die Plünderer in Paris
nicht getrieben
haben.“