Partnerschaft seit 1956
Rede zum Partnerschaftsjubiläum 50 Jahre Kilchberg/Tübingen -
Kilchberg/Zürich am 10. und 11. Juni 2006 in der Schweiz
Sehr geehrter Herr Gemeindepräsident Forrer, sehr geehrte Damen und Herren
des Gemeinderates, lieber Herr
Gemeindeschreiber Bürgisser, liebe Kilchbergerinnen und Kilchberger,
die Zahl 50 ist eine magische Zahl:
Der 50. Geburtstag ist ein besonderer Geburtstag im Leben jedes Menschen, der
ein halbes Jahrhundert vollenden kann
und das Fest der Goldenen Hochzeit ist ein seltenes und bemerkenswertes
Jubiläum im Leben eine Paares.
Auch für unsere beiden Gemeinden ist diese "Goldene Hochzeit" nach 50 Jahren
der Freundschaft ein zu würdigendes und
freudiges Ereignis. Es ist ja durchaus nicht selbstverständlich, dass zwei
Gemeinden gleichen Namens automatisch auch
gut zueinander passen.
Unsere beiden Ortsnamen haben sprachgeschichtlich den gleichen Ursprung vom
Ausgangswort "Kirchberg". Namensgebend
für beide Orte war die auf einer Anhöhe liegende Kirche - bei uns die
Martinskirche und in der Schweiz die 1248
erstmals urkundlich erwähnte, heute reformierte "Kirche auf dem Berg".
Die Tatsache, dass wir nun heute dieses besondere Jubiläum feiern können,
bedeutet, dass wir Namensschwestern auch
zwei zueinander passende Partner sind. Der Beginn unserer Freundschaft war ja
äußerst ungewöhnlich und kurios.
Da der Initiator der Partnerschaft, Dr. Jochen Mohr, heute zum Jubiläum
mitgekommen ist, kann er uns selbst
schildern, wie er auf die originelle Idee kam, im Jahr 1956 im Alter von 14
Jahren einen Wahlzettel nach Kilchberg in
die Schweiz zu schicken.
Dr. Mohr persönlich wies auf die Ausführungen des Gemeindepräsidenten hin,
der schon schilderte, wie Jochen Mohr aus Jux und Tollerei die Schweizer
Kilchberger auffordern wollte,
auch zur Wahl zu gehen, die im schwäbishcen Kilchberg stattfand. Die
überraschende Anwort war
ein hochoffizieller Brief des Gemeinderates von Kilchberg ZH. mit dem Inhalt,
sie dankten recht
herzlich für die Freundlichkeit, den Wahlzettel zugestellt erhalten zu haben
und sie wollten gern Näheres
über das ihnen bisher unbekannte Kilchberg erfahren. Unterzeichnet war der
Brief vom Gemeindepräsidenten und dem Gemeindeschreiber.
Desweiteren bedankte er sich herzlich bei der Gastgemeinde für die zwei großartigen Festtage
und erklärte Kilchberg
zur
liebenswertesten Gemeinde.
Wie man sieht, kann auch ein solch ungewöhnlicher Beginn Fundament für eine
lang andauernde Partnerschaft sein.
In der Folgezeit der ersten Begegnung, die am 06. Oktober 1956 in
Kilchberg/Tübingen stattfand, trugen viele
Einzelpersonen und Gruppierungen zum Erhalt und zur Pflege der Freundschaft
bei: der Sängerkranz und die übrigen
Vereine, die Kirche und die Feuerwehr sowie immer auch die beiden Rathäuser.
Als besonderer Förderer der Partnerschaft hervor-zuheben und zu würdigen ist
auf unserer Seite der ehemalige
Feuerwehrkommandant Richard Gebauer, der über viele Jahrzehnte hinweg
Kontakte aufgebaut hat und immer noch pflegt.
Seit langem schreibt er auch regelmäßig einen Bericht für das Schweizer
Gemeindeblatt über die Ereignisse des Jahres
in Kilchberg/ Tübingen.
Froh sind wir darüber, dass 25 Jahre nach ihrem Beginn und nach der
Eingemeindung unserer Gemeinde in die
Universitätsstadt Tübingen im Jahr 1971 schließlich am 29. August 1981 die
Freund-schaft zwischen den namensgleichen
Schwestern durch eine formelle Partnerschaftsvereinbarung legalisiert werden
konnte.
Wir freuen uns deshalb besonders, dass Sie, Frau Oberbürgermeisterin
Russ-Scherer in Begleitung Ihres Ehemannes, von
Seiten der Universitätsstadt Tübingen dieses Jubiläum gemeinsam mit uns
begehen.
Im Conrad Ferdinand Majer-Zimmer wurden die Urkunden 1981 unterzeichnet und
die damaligen offiziellen Vertreter - aus
Tübingen Oberbürger-meister Dr. Eugen Schmid und aus Kilchberg Ortsvorsteher
Erich Krauß - sind zu unser aller Freude
auch heute mit ihren Ehegattinnen anwesend!
Was sind nun im Jahr 2006 Merkmale unserer gegenseitigen Verbundenheit?
-
Wir in Kilchberg Tübingen sind stolz auf unsere Partnergemeinde, die neben
ihrer wunderbaren Lage am See auch als
Sitz der Firma Lindt & Sprüngli nur positive Assoziationen hervorruft.
-
Natürlich sind wir auch ein bißchen neidisch, weil unsere Universitätsstadt
Tübingen keinen so ausgeglichenen und
für Investitionen Spielraum gebenden Haushalt zur Verfügung hat wie unsere
große Schwestergemeinde.
- Wir freuen uns immer sehr über die Besuche aus Kilchberg am
Zürichsee, wie z.B. beim vergangenen Schlossgartenfest
im Sommer 2005.
Die Mitwirkung der Musikantinnen und Musikanten bei Abendprogramm,
Gottesdienst und Frühschoppen sowie die
Mitgestaltung des Gottesdienstes durch Pfarrer Keller und die Redebeiträge
der offiziellen Vertreter bereichern auf
das Beste und Schönste dieses für unser Dorf wichtigste Fest.
- Der seit 1978 etablierte Jugendaustausch, damals angeregt von
Gemeindepräsident Dr. Karl Kobelt war immer eine
feste Größe im Jahresablauf. Pfarrer Martin Keller und auf unserer Seite die
unvergessene Traudl Finger, deren Sohn
Roland heute hier ist, haben wesentlich zum Erfolg des Austauschs
beigetragen. Leider kränkelt dieser gerade mangels
interessierten Teilnehmern auf beiden Seiten, doch ich hoffe, dass es uns
gelingen wird, ihn wieder in Gang zu
bringen.
- Viele schöne Geschenke aus Ihrer Gemeinde erinnern an gemeinsame
Feste und Besuche. Dies sind Bilder und Kuhglocken
im Rathaus, der rote Hahn am Feuerwehrhaus, der Löwe beim Dorfbrunnen, Tisch
und Bank im Obstschützenhäuschen sowie
der schöne Blumentrog aus Granit, der seit dem Schlossgartenfest 2005 die
Ortsmitte ziert und immer liebevoll
bepflanzt wird.
- Am wertvollsten jedoch sind die persönlichen Freundschaften und
Bekanntschaften, die aus Begegnungen entstanden
sind und teilweise schon über 40 Jahre andauern. Ihre große Herzlichkeit,
liebe Kilchbergerinnen und Kilchberger, ist
eine gute Basis und ein Garant für den Weiterbestand unserer Freundschaft und
Partnerschaft.
- Diese Herzlichkeit ist immer spürbar und gegenwärtig, wenn wir
gemeinsam fröhliche Feste, wie gestern das
grandiose Jubiläumsfest der Harmonie, heute Morgen den schönen
Fest-gottesdienst und im letzten Jahr unser
Schlossgartenfest, feiern und die Geselligkeit pflegen. Ein Höhepunkt in der
Vergangenheit waren z.B. auch die
Feuerwehrtage 1974, wo durch einen Geniestreich des damaligen
Feuerwehrkommandanten Richard Gebauer aus unserem
Dorfbrunnen nicht nur Wasser, sondern auch Wein in die Becher strömte. Diese
Freude am Feiern ist eine Eigenschaft,
die uns gemeinsam ist und hoffentlich dazu beitragen wird, dass wir in 10
Jahren unser "Diamantenes Jubiläum" feiern
können!
Persönlich kann ich Ihnen versichern, dass ich - wie meine Vorgänger im Amt,
Richard Henne als Bürgermeister und dann
die Ortsvorsteher Wolfgang Durka und Erich Krauß - mein Möglichstes dazu
beitragen werde, dass die partnerschaftlichen
Beziehungen weiterhin wachsen und gedeihen können.
Danken möchte ich nun Ihnen allen im Auftrag der Teilnehmer unserer
Festdelegation für das ereignisreiche und
großartig gelungene Jubiläumswochenende, das wir bisher sehr genossen haben.
Wir freuen uns auf viele künftige
Wiedersehen sei es bei uns am Neckar oder hier an Ihrem schönen Zürichsee.
Geschenkübergabe
Gundi Reichenmiller, Ortsvorsteherin