Die Stele des Keltischen Grabhügels in Kilchberg ist 5000 Jahre alt!
Prof. Hartmann Reim trug am Freitag, dem 13.1.2009, in Tübingen-Kilchberg neue
Forschungsergebnisse zum Kilchberger Grabhügel vor.
Zusammenfassung: Klaus Mohr
Bei der Ausgrabung im Spätsommer 1968 wurden Funde aus drei verschiedenen
Zeitepochen gemacht: Man fand im Grabhügel zwei Gräber, die in der Keltenzeit
angelegt worden waren und von einem Steinkranz umgeben waren und eine Stele
außerhalb dieses Steinkranzes aus einer früheren Zeit.
Das ältere Grab aus der Zeit um 700 v.Chr. ist ein Brandgrab; die Leiche war
vermutlich außerhalb des Grabes verbrannt worden, der Leichenbrand war danach
in einer hölzernen Grabkammer deponiert und Beigaben in das Grab gegeben
worden. Keramikreste und Tierknochen wurden gefunden. Vermutlich war dies das
Grab einer etwa 30-jährigen Frau. Über dem Grab wurde ein Hügel aufgeschüttet.
Dieses Grab wurde zerstört, als um etwa 500 v. Chr. eine Nachbestattung
vorgenommen wurde. An der Stelle des älteren Brandgrabes wurde ein 3.40m mal 2
m großes Körpergrab angelegt. Die Reste eines Dolches, eine Fibel und ein
goldener Ohrring lassen auf einen etwa 40jährigen Mann schließen. Da wieder
ein Hügel errichtet werden sollte, wurde über dem Grab eine Holzkammer
errichtet und mit Steinen überdeckt, die im Lauf der Zeit in das Grab gestürzt
sind, darunter auch zwei Stelen mit Ornamenten. Der Hügel wurde von einem
Steinkranz mit etwa 13,5 m Durchmesser eingefasst.
Ein dritter Fund ist dem Ehrgeiz der damals grabenden Studenten zu verdanken,
die sich nicht mit Stichen durch das Gelände zufrieden gaben, sondern
flächenmäßig die nähere Umgebung 40 cm tief abgruben. Dabei fanden sie in der
Nähe des Steinkreises eine weitere Stele von 1.15m Höhe, die eine
menschenähnliche Gestalt zeigt. Sie stand vermutlich auf der Spitze des Hügels
und ist in späterer Zeit vom Hügel herabgestürzt. In früheren
Veröffentlichungen (so im Kilchberger Heimatbuch von 1986 S. 162-167) wurden
diese Stelen auf das 8.-7. Jahrhundert vor Christus datiert.
Neue Funde im Lindele in Rottenburg und der Vergleich mit ähnlichen
anthropomorphen Figuren bei Gomaringen-Stockach und aus dem südalpinen Raum
lassen erkennen, dass die Kilchberger Stelen wesentlich älter sind als bisher
angenommen:
Den Typus einer menschlichen Figur, die zwei punktförmige Einarbeitungen zur
Darstellung der Augen, eine Nase, aber keinen Mund zeigt, verglich Reim mit
Figuren aus dem Lindele bei Rottenburg, aus der Nähe von Sitten, La Spezia und
im Aostatal: Diese Figuren stammen aus der Jungsteinzeit. Weitere, detailliert
vorgetragene Belege ließen den Referenten zu dem Fazit kommen: Die
menschengestaltigen Figuren können datiert werden in die ausgehende
Jungsteinzeit 1.Hälfte des 3. Jahrtausend (2800-2500 vor Christus) und nicht in
die frühkeltische Eisenzeit, sie sind auch älter der Weilheimer Menhir, der
ungefähr aus der Zeit um 1800 v. Chr. stammt.
Es handelt sich also um die ältesten menschengestaltenden Bildwerke in
Süddeutschland, ja nördlich der Alpen.
Aus der zahlreich erschienenen Zuhörerschaft wurde Reim aufgefordert,
möglichst bald, evt. in den Tübinger Blättern oder in einer Kilchberger
Sonderveröffentlichung seine Erkenntnisse zu publizieren. Für den
veranstaltenden Verein Pro Kilchberg e.V. dankte deren Vorsitzende,
Ortsvorsteherin Gundi Reichenmiller, dem Referenten für diesen interessanten
Abend herzlich mit einem Buchgeschenk.