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Kreisteilung (FLAN S.404)
Bsp.: x
5 = 1 = cis(360°)
⇒ x = ζ = cis(72°)
Weitere Lösungen:
ζ
k = cis(k·72°)
(k∈ℤ
5)
ζ
-1=ζ
4
ζ+ζ
4=2cos(72°)∈ℝ
(also reell)
√5-1
cos(72°)= ————
4
2π
Sei ζ = ζ = cis(————) die n-te Einheitswurzel über ℚ.
n n
2 2 2 n-1 k
Dann ist Ψ: ℤ → C = {1, ζ , ζ , ζ , ... ,ζ } mit Ψ(k)=ζ fürk=0,2,..,n-1
n n
ein Isomorphismus einer additiven in eine multiplikative Gruppe C .
n
Faktoren von xn-1
Stets: x
n-1=(x-1)(x
n-1+x
n-2+...x
2+x+1).
x
2-1:=(x+1)(x-1) NS 1,-1
x
3-1=(x-1)(x
2+x+1) NS 1,i,-i [cis(360°/3:ℚ]=2
x
4-1=(x
2-1)(x-1)(x+1) NS 1,i,-1,-i [cis(360°/4:ℚ]=2
x
5-1=(x-1)(x
4+x
3+x
2+x+1) NS 1 und Potenzen von cis(72°) [cis(360°/5:ℚ]=4
x
6-1=(x-1)=(x-1)(x+1)(x
2+x+1)(x
2-x+1) NS 1, cis(60°), cis(120°), -1, cis(240°), cis(300°) [cis(360°/6:ℚ]=2
x
7-1=(x-1)(x
6+x
5+x
4+x
3+x
2+x+1) [cis(360°/7:ℚ]=6
x
8-1=(x-1)(x+1)(x
2+1)(x
4+1) NS , cis(45°), i, cis(135°), -1, cis(-135°), -i, cis(-45°) [cis(360°/8:ℚ]=4
x
9-1=(x-1)(x
2+x+1)(x
6+x
3+1) [cis(360°/9:ℚ]=8
x
10-1=(x-1)(x+1)(x
4+x
3+x
2+x+1)(x
4-x
3+x
2-x+1) [cis(360°/10:ℚ]=4
...
Da bei einem kontruierbaren n-Eck [[cis(360°/n:ℚ] eine Zweierpotenz sein muss, ist hier zu sehen:
Alle hier aufgeführten n-Ecke sind kontruierbar, bis auf das 7-Eck.
Die erzeugenden Elemente
Wir betrachten diese in ℤ
n. Das spieglt sich dann auch in C
n.
In ℤ = {0,1,2}, ℤ = {0,1,2,3,4}, ℤ (p Primzahl) sind alle Elemente ≠0 Erzeugende.
3 5 p
—
(Der Bequemlichkeit halber sind die Überstriche wegggelassen. Bsp: 2 = 2 = 2+2ℤ.)
In ℤ zum Beispiel ist 2·3≡1, 3·3≡4, 4·3≡2, 5·3≡0 (mod 5)
5
⇒ <3> = {0, 3, 2·3=1, 3·3=4, 4·3=2} = ℤ . (<...> =Erzeugende Untergruppe).
5
3 3 6 9 4 12 2
Entsprechen <ζ > = {1, ζ , ζ = ζ , ζ = ζ, ζ = ζ } = C .
5 5 5 5 5 5 5 n
Aber in Z erzeugt nicht jedes Element ≠0 die ganze Gruppe.
6
<1>={0,1,2,3,4,5}=Z =‹5› aber ‹2›={0,2,4}=‹5›, ‹3›={0,3}
6
Satz: ℤ = ‹m› ⇔ ggT(n,m)=1 ⇔ m hat ein multiplikatives Inverses.
n
Hier kommt die Eulersche φ-Funktion ins Spiel.
Die Anzahl der erzeugenden Elemente ist φ(n).
Das gilt in jeder zyklischen Gruppe {1,a,a
2,a
3,...,a
n)} bzw. in ℤ
n.
Die Eulersche φ-Funktion
Definition: φ(n) = Anzahl der zu n teilerfremden Zahlen aus {1,2,...,n}
Nebenbei bemerkt:
Sind [a : K] und [b : K] teilerfremd, so gilt [K(a,b) : K] = [a : K] · [b : K].
Also φ(n) = |{m∈ℕ|1≤m≤n und ggT(m,n)=1}|.
φ(1) = 1, φ(2) = 1, φ(3) = 2, φ(4) = 2, φ(5) = 4, φ(6) = 2, φ(7) = 6, φ(8) = 4, φ(9) = 6, φ(10) = 4,
φ(11) = 10, φ(12) = 4, φ(13) = 12, φ(14) = 6, φ(15) = 8, φ(16) = 8, φ(17) = 16, φ(18) = 6, φ(19) = 18,
...
Allgemein: φ(p) = p-1 für eine Primzahl p.
Für Zahlen m,n mit ggT(m,n)=1 ist φ(m·n) = φ(m)φ(n).
p Primzahl ⇒ φ(p
k)=p
k-1(p-1) (k≥1)
Beispiel: φ(5)=4, φ(25)=5·4=20, φ(125)=25·4=100
n=p
k·q
l für 2 Primzahlen p und q ⇒ φ(n) = p
k-1(p-1)·q
l-1(q-1) (k,l≥1), ...
Ist G eine Gruppe, so wird mit G× die Menge aller erzeugenden Elemente von G bezeichnet.
(FLAN 87) Zum Beispiel ist für ℤ30={0,1,2,...,29}
ℤ30×={1,7,11,13,17,19,23,29} und enthält φ(30)=8 Elemente.
Konstruierbarkeit des n-Ecks
Folgende Aussagen für n≥3 sind äquivalent: (Quelle:
WP)
- Das regelmäßige n-Eck ist mit Zirkel und Lineal konstruierbar
- n=2kp1p2...pm für k,m≥0 und verschiedene Fermatsche Primzahlen
- φ(n)=2r für r≥1
Ist ggT(m,n)=1 und das m-Eck sowie das n-Eck konstruierbar, dann auch wegen φ(nm)=φ(n)φ(m) das nm-Eck.
Für ζ
n:=cis(360°/n) ist [ℚ(ζ
n):ℚ]=φ(n)
Satz: Ist p eine Primzahl mit p›2 und p-1 eine Potenz von 2, so ist
2n
p=2 + 1 mit n∈ℕ
Beweis: Ist p=2
m+1, so ist zu zeigen: m=2
n. Siehe FLAN 448 (längere Rechnung). ∎
Primitive Einheitswurzeln
Wir betrachten für n∈N und ζ=cis(360°/n) die Gruppe G={1,ζ,ζ
2,ζ
3,...,ζ
n-1} der n-ten Einheitswurzeln.
Eine Einheitswurzel ζ
k (k=1,2,...,n-1}, deren Potenzen die ganze Gruppe G erzeugt, heißt primitiv.
z ist also primitive Einheitswurzel, wenn für alle Potenzen z
k≠1 ist (k=1,2,...n-1).
Ist p eine Primzahl, so sind alle Einheitswurzeln ζ≠1 primitiv.
Bei allgmeinen n sind genau φ(n) Elemente der Gruppe primitiv.
Beispiel: Das regelmäßige 6-Eck
φ(6) = 2. ζ=cis(60°), ζ
2=cis(120°), ζ
3=cis(180°)=-1, ζ
4=cis(240°), ζ
5=cis(300°), ζ
6=cis(360°)=1.
Die Potenzen von ζ=cis(60°) erzeugen die ganze Gruppe {cis(k·60°)|k=0,1,2,3,4,5}
Die Potenzen von ζ
2=cis(120°) erzeugen die Untergruppe {1, cis(120°), cis(240°)}
Die Potenzen von ζ
3=cis(180°) erzeugen die Untergruppe {1, cis(180°)}={1,-1}
Die Potenzen von ζ
4=cis(240°) erzeugen die Untergruppe {1, cis(120°), cis(240°)}
Die Potenzen von ζ
5=cis(300°) erzeugen die ganze Gruppe {cis(k·60°)|k=0,1,2,3,4,5}
Es gibt also nur
zwei primitive Elemente in dieser Gruppe.
Das Minimalpolynom von ζ=cis(60°) ist also vom Grade 2. Es handelt sich hier um x
2-x+1.
Zusammenfassung:
1 1 — 2 1 1 — 3 4 1 1 — 5 1 1 — 6 0
ζ=—+—i√3, ζ =-—+—i√3, ζ = -1, ζ =-—-—i√3, ζ =—-—i√3, ζ =ζ =1
2 2 2 2 2 2 2 2
5 2
Minimalpolynom von ζ ist Φ =(x-ζ)(x-ζ ) = x - x + 1)
n
6 2 2
Faktorisierung: x - 1 = (x-1)(x+1)(x - x + 1)(x + X + 1)
Satz: Die Kreisteilungspolynome Φ
n sind irreduzibel. Inbesondere ist Φ
n Minimalpolynom aller primitiven Einheitswurzeln und
|ℚ(ζ):ℚ|=φ(n)
Also |ℚ(ζ6):ℚ|=φ(6)=2.
Das regelmäßige Siebeneck
2π 6 6·2π
Sei ζ=cis(———). Spiegelt man diesen Wert an der Re-Achse erhält man ζ = cis(—————)
7 7
6 2π 2 5 2 4
Die Werte c =(ζ+ζ )=2cos(——), c =(ζ +ζ ) und c = (ζ +ζ ) sind Nullstellen von:
1 7 2 3
f=X3+X2-2X-1. (Lange Rechnung FLAN 409).
Der Grad von ℚ(cos(2π/7) über ℚ ist demnach 3. Zur Bechnung benötigt man ∛.
Und daraus folgt das berühmte Ergebnis von C.F. Gauß:
Das 7-Eck ist nicht mit Zirkel und Lineal konstruierbar
Nach Cardano ist eine Lösung der Gleichung X
3+X
2-2X-1
————
2π 1 14 1 3/ —
2cos(——) = —w+——— - — für w = √28+√3
7 6 3w 2
Kreisteilungspolynome
(Gradmann S.27):
Φ = ∏ (Produkt) (X-z)
n z primitive Einheitswurzel von n
2
z.B. Φ = (X-cis(60°)(X-cis(5*60°)=X - X + 1
6
Stets ist Φ ∈Z[t].
n
Liste der ersten Kreisteilungspolynome:
Φ = x - 1
1
Φ = x+1
2
2
Φ = x +x+1
3
2
Φ = x +1
4
4 3 2
Φ =x +x +x +x+1
5
2
Φ =x -x+1
6
6 5 4 3 2
Φ =x +x +x +x +x +x+1
7
4
Φ =x +x+1
8
6 3
Φ =x +x +1
9
4 3 2
Φ =x -x +x -x+1
10
Satz: Φ
n ist das Minimaplolynom von cis(360°/n) (Gradmann S.30)
Insbesondere ist dieses Polynom irreduzibel.
Es gilt: Grad Φ
n = ϕ(n).
Satz |cis(360°/n):ℚ|=ϕ(n) ist Zweiertpozenz, wenn
ϕ(n)=2
m·p
1· ··· · p
r für Primzahlen der Form
ai
2
P = 2 + 1.
i
Im Beweis wird verwendet, dass 2
b+1 nur dann Primzahl ist, wenn b eine Zweietpotenz ist.
b 2b+1
1 3 Primzahl
2 5 Primzahl
3 9
4 17 Primzahl
5 33
6 65
7 129
8 257 Primzahl
9 513
10 1025
11 2049
12 4097
13 8193
14 16385
15 32769
16 65537 Primzahl
Wenn das n-Eck mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist, muss ϕ(n) Zweierpotenz sein.
Die Umkehrung ist nicht so leicht zu beweisen. Man muss zeigen:
Ist ϕ(n) eine Zweierpotenz, dann muss es eine Kette von Körpererweiterungen
Q=K
0 ≤ K
2 ≤ K
2 ... ≤ K
n = Q(cis(360°/n).
Und das kann man mit Hilfe von Untergruppen der Galoisgruppe beweisen. (Gradmann S.45)