Sackhüpfen auf Arabisch
Samstag, 2. April 2016
Nach drei Runden Sackhüpfen hält es auch Farah und Ahmad nicht mehr. Beherzt steigt
das syrische Ehepaar jeweils in einen der Rupfenhüllen und macht sich unter den
Anfeuerungsrufen der Kinder hüpfend auf den Weg über den Garten des Gemeindehauses.
Sackhüpfen auf Arabisch. Das Lachen auf ihren Gesichtern verrät, dass sie für ein paar
Minuten jeden Gedanken an Flucht, ihr Asylverfahren und die Zukunft hinter sich
gelassen haben.Der erste Spielenachmittag des Freundeskreises Asyl Schellingstraße (FAS)
bei der Eberhardskirche ist ein voller Erfolg. Rund 15 Kinder haben am Samstag nach
Ostern morgens Eier bemalt, die nachmittags zu Weitwurfgeschossen werden.
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Auch Organisatorin Barbara Lutz ist zufrieden: „Unsere Arbeit mit den Menschen in der
Schellingstraße 9-11 bringt nicht nur den Geflüchteten sehr viele neue Erfahrungen und
Freude, sondern auch uns. Ich weiß nicht, wer mehr davon profitiert, sie oder wir. Aber
eines ist sicher, wir könnten noch viel mehr Helfer brauchen!“
Seit vergangenen Dezember unterstützen rund 40 Ehrenamtliche ihre neuen Mitbürger
in der Asylunterkunft Schellingstraße auf ihrem Weg in ein neues Leben. In der
Erstunterbringung des Landkreises leben inzwischen rund hundert Menschen mit, so
Behördendeutsch, „guter Bleibeperspektive“: Familien und Einzelpersonen, überwiegend aus
Syrien und dem Irak, aber auch Menschen aus Afghanistan oder Nigeria.
Die Ehrenamtlichen helfen da, wo die Unterstützung der Behörden endet.
Der Arbeitskreis hat sich dafür in mehrere kleine Gruppen aufgeteilt. So werden von der Regenjacke
bis zum Teppich fürs Krabbelkind über Internetlisten Spenden gesammelt, um die
Bewohner mit jenen Dingen zu versorgen, die über die Basisversorgung hinausgehen.
Andere FAS-Mitglieder begleiten Neuankömmlinge auf dem Weg zum Tafelladen oder
helfen ihnen, sich in einem der Sprachkurse einzuschreiben. Die rund 25 Kinder im Schulalter
nehmen inzwischen alle am Unterricht teil – auch wenn sie eigentlich erst nach sechs
Monaten zur Schule gehen müssten. Sie lernen dadurch manchmal schneller Deutsch
als ihre Eltern. Eine Gruppe von
Ehrenamtlichen bietet Hausaufgabenbetreuung an.
Das Team „Fahrradies“ vom Wohn-
projekt Schellingstraße hat die Geflüchteten mit Fahrrädern versorgt.
Ein kleiner Kreis vertieft mit den
Erwachsenen ihre Deutschstun-
den.
Viele FAS-Aktivitäten drehen sich
um Freizeitgestaltung. Schließlich
besteht der Flüchtlingsalltag vorwiegend aus Warten: auf die Anhö-
rung im Asylverfahren, auf Behördenbriefe und die Entscheidung
darüber, ob und wie lange sie bleiben dürfen. Jeden zweiten und vierten Samstag im
Monat wird eine der Küchen in der Unterkunft von 15 bis 17 Uhr zum Café. Gastgeber
sind die Geflüchteten selbst – syrischer Zitronenkuchen inklusive. Meist backen am
Morgen Frauen aus der Unterkunft und dem FAS-Kreis gemeinsam. Beim Reden über
Rezepte wird auch gleich Deutsch geübt. Das „Wellholz“ gehört schon zum Wortschatz. Die
gelebte Gastfreundschaft zeigt überdies, dass Unterstützung keine Einbahnstraße ist.Pläne
gibt es auch schon für gemeinsames Kochen. Am ersten Samstag im Monat lädt der FAS
von 15 bis 17 Uhr zum Spielenachmittag in den Saal der Eberhardskirche ein. Der
verbliebene Samstag steht für Ausflüge zur Verfügung.
Die Mitglieder des FAS sind jung und studieren, sie haben Familie und arbeiten oder sie
befinden sich schon im Ruhestand. Die meisten haben weniger Zeit zur Verfügung, als
sie gerne hätten.
Deshalb ist es wichtig, die Arbeiten auf weitere Schultern zu verteilen. Ideen für weitere
Angebote? Aber gerne, bitte melden Sie sich! Selbst wenn es nur zwei Stunden im Monat
sind – sie machen für das Lebensgefühl der Geflüchteten einen Unterschied.
Tauschobjekte für die eingebrachte Zeit sind spannende Begegnungen und Erfahrungen
mit Menschen aus anderen Kulturen. Die Geflüchteten in der Schellingstraße sind
unsere neuen Nachbarn – auch unser Beitrag entscheidet, ob ihre Integration gelingt. Um
Aktivitäten anzubieten, benötigt der Arbeitskreis auch Geld. Auch Spenden sind deshalb
eine gute Möglichkeit, die Arbeit des FAS zu unterstützen.
Informationen über die Arbeit des Freundeskreises finden sich auf der Homepage
http://www.fas-tue.de.
Fragen beantworten Barbara Lutz, Matthias Schuh
und Thomas Schlunk vom Koordinationsteam unter
info(at)fas-tue.de. Wenn’s schnell gehen muss,
ist Barbara Lutz telefonisch unter 0 70 71/99 45 69
zu erreichen.
Spenden:
Ohne Spendenbescheinigung:
FAS Günther Lutz
IBAN: DE08 6415 0020 0002 1415 65
BIC: SOLADES1TUB
Kennwort: Freundeskreis
Asyl Schellingstraße
Spenden: Mit Spendenbescheinigung
(bitte unbedingt mit
Angabe von Name und
Spenderanschrift auf dem
Überweisungsträger):
Evangelische Kirchenge-
meinde Tübingen
IBAN: DE92 6415 0020 0000 0007 18
BIC: SOLADES1TUB
Kennwort: FAS Freundeskreis Asyl Schellingstraße