"Weinprobe mit Dr. Martin Luther und seiner Frau Käthe" so ward zu einem ganz
ungewöhnlichen Abend ins Pfarrhaus geladen. Und in der Tat: Martin Luther
und seine Frau (in den Personen des Beutelsbacher Pfarrersehepaars Köpf)
schenkten aus!
Über 40 Gäste aus nah und fern waren gekommen, und was sie
hörten und sahen, war ungewöhnlich: Herrlich gedeckte und
geschmückte Tische, überladen mit "Non-Food", ein Wort, das Dr. Luther sicher
nicht kannte - es waren Trauben und Salzgebäck, Schmalzbrote und Käsedips,
Wurst- und Paprika/Gurkenteller - köstlich! Und vor jedem Platz Herr und Frau
Luthers Konterfei auf Weingläseruntersetzer - alles stimmte!
Gerne überließ
Frau Pfarrerin Zähringer nach der Begrüßung ihrem Reformator das Wort. Der
wiederum wollte nur den Wein kredenzen, den er auf seiner Romreise von
Wittenberg über Süddeutschland - zur Heiligen Stadt selbst erlebt hatte:
- Wein von Deutschlands nördlichstem Weingut
- Südtiroler Wein
- Lutherwein aus Beutelsbach
- Traminer aus Thüringen und schließlich
- der süße Malvasier
aus Worms
Alle Weine schnell und umsichtig von seinen Mägden eingegossen,
natürlich aus Kilchberg und Bühl! Denn er musste schwatzen, oder mit der
Quetschkommode singen. Wortreich wie er war, erzählte er da seine ganze
Lebensgeschichte und Heldentaten: Wie er seine spätere Frau und ihre
Nonnenkolleginnen in Heringsfässern aus dem andern Sachsen herausgeholt hatte,
wie er selbst, der Jurist werden sollte, durch ein Gelübde zum Mönch im
Augustinerkloster wurde, sich jahrelang kasteite, um Gottes Gnade zu erlangen,
wie er dann in der Bibel das fand, was ihn befreite, nämlich Gottes
Gnadenzusage, und zum Reformator machte, in Worms zum bekennenden Star, und
dann im Vertrauen auf Christus sein Werk vollendete.
Mit großer Freude hörten
seine Gäste - auch Katholiken waren darunter! - ihm zu, genossen die
Leckereien und hatten genügend Zeit, sich untereinander zu unterhalten.
In der
Tat, das war ein gelungener Einstieg in das Reformationsgedenkjahr.
Klaus Mohr