Hella Mohr

Hella Mohr

Bericht über das Schloss Kirchberg / Jagst nach 1945 (gekürzt)

Nach dem Krieg kam an meine Eltern (mein Vater war Pfarrer in Creglingen / Tauber) von der Inneren Mission die Anfrage, ob in unserer Gemeinde nicht ein Heimleiterehepaar und Mitarbeiter fur Kirchberg gefunden werden könnten? Dort wolle die Innere Mission fur die vielen wohnungslosen älteren Flüchtlinge ein Heim einrichten im Eberhardsbau neben dem Schloß. Es herrschte, durch die große Anzahl der Flüchtlinge überall im Land große Wohnungsnot.

Karl und Hanna Schulz Das nach dem Krieg ausgebombtes Stadtmissionarsehepaar Karl und Hanna Schulz aus Hagen bekam dadurch in Kirchberg ein neues Aufgabenfeld. Sie nahmen gleich noch drei praktische Mädchen vom Creglinger Mädchenkreis mit, nämlich Wilhelmine Oppelt, Ruth Baier und Irma Hein.

Der Eberhardsbau sah nach der Besatzung verheerend aus und mußte zuerst gerichtet werden. Es waren keine Fenster und Türen mehr da. Auch der Fußboden war teilweise ausgerissen. Nachdem das Haus provisorisch gerichtet war, kam auch schon der erste Lastwagen mit acht verdreckten und verlausten Flüchtlingen. Fröhlich wurden die alten Menschen empfangen, entlaust und gebadet. Aus Schwäbisch Hall konnte bald eine Diakonisse, Schw. Martha und später noch einige Schwesternhelferinnen gewonnen werden. Auf meinem ersten Foto vom 3.8. 1948 sind es bereits 14 Leute Personal. Damals waren auch schon etliche Schloßräume mit Alten belegt. In einem Flügel war allerdings eine Internatsschule, die mit dem Altenheim nichts zu tun hatte.

Als Küchenleiterin betätigte sich die Schwester von Tante Hanna Schulz, Frau Maria Steinbach geb. Hachenberg, eine Landratswitwe, deren Mann im Krieg gefallen war. Im Schloß wurden mehr und mehr Zimmer geschrubbt, wohnlich gemacht und mit Heimbewohnern gefüllt. "Tante Mia", die Küchenleiterin, verstand es die ausgehungerten Mägen zu füllen. Einige Frauen halfen vormittags in der Küche Rüben, (das Hauptnahrungsmittel) Kartoffeln, Gemüse und Salate zu putzen. Alle mußten aber zuerst vor dem strengen Blick der "Köchin" die Hände seifen. Dann saß die Gruppe fröhlich singend oder schwätzend in einer Ecke.

Die ersten Sommer in Kirchberg ging oft das Wasser aus. Das war schwierig. Auf halber Höhe des Berges war ein Brunnen. Ich sehe noch den rotblonden Alois (einen jüngeren Heimbewohner) mit dem Handwagen und einem Wasserfass darauf unermüdlich den Berg rauf und runter fahren...

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